Montag, 4. Juni 2018

Mein Orakel-Baby


Diese Geschichte ist eine meiner liebsten übersinnlichen Momente und brachte mir, in der Familie einer meiner längsten Freundinnen, auch den Titel „das Orakel“ ein.

Angefangen hat es kurz nach dem Geburtstag dieser Freundin im Juni. Wir trafen uns zu einem schönen geselligen Abend mit Speis und Trank. Wir plauderten über dies und das, es war als hätten wir uns erst gestern das letzte Mal gesehen, derweil waren mal wieder Monate vergangen. Das geht auch nur mit ihr, wir sehen uns Monate nicht und keiner ist dem anderen böse, weil wir beide wissen, dass es in der heutigen Zeit einfach nicht mehr so leicht ist, sich jeden Tag zu treffen. Anders als wir noch Heranwachsende waren, da haben wir jede freie Minute miteinander verbracht und gemeinsam die Perfect-Season bestritten. Aber das ist eine andere Geschichte.

Wir waren also beim Essen und auf einmal bekam ich dieses Gefühl, ich sollte ihr unbedingt diese eine Frage stellen: „Versucht ihr grad ein Kind zu bekommen?“ Daraufhin erschrak sie, man sah ihr die Überraschung wirklich an und wie konnte ich auch nur darauf kommen, sie waren ja noch nicht verheiratet. 

Sie sagte „Ja, aber woher weißt du das, das haben wir niemandem gesagt, weil wir nicht immer danach gefragt werden wollen, falls es nicht klappt oder ewig dauert.“ Sie kannte mich schon wirklich lange und wusste, dass ich diese Momente manchmal habe, deswegen hatte sie auch keine Angst und schmunzelte als ich ihr sagte: „Mach dir keinen Kopf, das Kind wird ein Weihnachtsgeschenk, vorher passiert nichts.“ Ich versprach ihr auch, niemandem etwas zu verraten und schmunzelte auch über mich selbst, was ich da nur gesagt hatte. „Da steh ich ganz schön doof da, wenn das jetzt nichts wird“, dachte ich mir.

Es vergingen einige Monate, wir hatten auch nicht mehr darüber gesprochen, was beim Essen war und ein paar Tage vor Weihnachten war ich im Drogeriemarkt. Grundsätzlich sehe ich ja nie irgendwen beim Einkaufen, da bin ich wie ein Maulwurf und ich kniete gerade so vor einem Regal als sie mich ansprach: „Hey Ani, wie geht´s dir? Schön dass wir uns vor Weihnachten nochmal sehen.“ Mich freute es auch, denn es war ja doch selten, dass wir uns einfach mal so über den Weg laufen. Wir plauderten noch etwas, aber dann konnte ich ihr nicht mehr wirklich zuhören. Ich sah eine Aura um ihren Kopf herum, sie glänzte golden und strahlte mich an und da wusste ich, was ich sagen muss. „Kann es sein, dass du kürzlich einen Schwangerschaftstest gemacht hast, der negativ war?“
„Ja, woher… langsam deprimiert es mich.“
„Der Test war zu früh, sei nicht traurig. Du bist schon schwanger. Hol dir einen Test zur Schwangerschaftsfrüherkennung und mach ihn Heilig Abend gleich nach dem Aufstehen. Du kannst mich gern anrufen und ich warte mit dir am Telefon auf das Ergebnis.“
„Okay, ich weiß ja noch, was du damals beim Essen gesagt hast. Ich hör auf dich und ich ruf dich Heilig Abend an.“
Damit war ich nun in der Verantwortung, aber ich war mir sicher, ich hatte keinen Zweifel.

Heilig Abend… halb neun in Deutschland… klingelt mein Telefon. „Der Strich ist ganz dünn, aber er ist da!“ Mir fiel ein Stein vom Herzen und ich freute mich riesig. Sie erzählte ihrer Familie aber noch nichts, da sie erst noch die Bestätigung vom Arzt wollte. Diese kam nach den Feiertagen prompt und die Story ging an die Familie raus. Alle freuten sich riesig, denn ihre Schwester wurde zur gleichen Zeit schwanger.

Mein Orakel-Baby kam gesund und munter zur Welt. Sie ist ein schlaues kleines Mädchen, wissbegierig und lernt schnell. Der Stolz ihrer Eltern und irgendwie auch meiner.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen