Diese Geschichte ist eine meiner liebsten übersinnlichen
Momente und brachte mir, in der Familie einer meiner längsten Freundinnen, auch
den Titel „das Orakel“ ein.
Angefangen hat es kurz nach dem Geburtstag dieser Freundin
im Juni. Wir trafen uns zu einem schönen geselligen Abend mit Speis und Trank. Wir
plauderten über dies und das, es war als hätten wir uns erst gestern das letzte
Mal gesehen, derweil waren mal wieder Monate vergangen. Das geht auch nur mit ihr,
wir sehen uns Monate nicht und keiner ist dem anderen böse, weil wir beide
wissen, dass es in der heutigen Zeit einfach nicht mehr so leicht ist, sich
jeden Tag zu treffen. Anders als wir noch Heranwachsende waren, da haben wir
jede freie Minute miteinander verbracht und gemeinsam die Perfect-Season bestritten.
Aber das ist eine andere Geschichte.
Wir waren also beim Essen und auf einmal bekam ich dieses
Gefühl, ich sollte ihr unbedingt diese eine Frage stellen: „Versucht ihr grad
ein Kind zu bekommen?“ Daraufhin erschrak sie, man sah ihr die Überraschung
wirklich an und wie konnte ich auch nur darauf kommen, sie waren ja noch nicht
verheiratet.
Sie sagte „Ja, aber woher weißt du das, das haben wir
niemandem gesagt, weil wir nicht immer danach gefragt werden wollen, falls es
nicht klappt oder ewig dauert.“ Sie kannte mich schon wirklich lange und
wusste, dass ich diese Momente manchmal habe, deswegen hatte sie auch keine
Angst und schmunzelte als ich ihr sagte: „Mach dir keinen Kopf, das Kind wird
ein Weihnachtsgeschenk, vorher passiert nichts.“ Ich versprach ihr auch,
niemandem etwas zu verraten und schmunzelte auch über mich selbst, was ich da
nur gesagt hatte. „Da steh ich ganz schön doof da, wenn das jetzt nichts wird“,
dachte ich mir.
Es vergingen einige Monate, wir hatten auch nicht mehr
darüber gesprochen, was beim Essen war und ein paar Tage vor Weihnachten war
ich im Drogeriemarkt. Grundsätzlich sehe ich ja nie irgendwen beim Einkaufen,
da bin ich wie ein Maulwurf und ich kniete gerade so vor einem Regal als sie
mich ansprach: „Hey Ani, wie geht´s dir? Schön dass wir uns vor Weihnachten nochmal
sehen.“ Mich freute es auch, denn es war ja doch selten, dass wir uns einfach
mal so über den Weg laufen. Wir plauderten noch etwas, aber dann konnte ich ihr
nicht mehr wirklich zuhören. Ich sah eine Aura um ihren Kopf herum, sie glänzte
golden und strahlte mich an und da wusste ich, was ich sagen muss. „Kann es
sein, dass du kürzlich einen Schwangerschaftstest gemacht hast, der negativ
war?“
„Ja, woher… langsam deprimiert es mich.“
„Der Test war zu früh, sei nicht traurig. Du bist schon
schwanger. Hol dir einen Test zur Schwangerschaftsfrüherkennung und mach ihn
Heilig Abend gleich nach dem Aufstehen. Du kannst mich gern anrufen und ich
warte mit dir am Telefon auf das Ergebnis.“
„Okay, ich weiß ja noch, was du damals beim Essen gesagt
hast. Ich hör auf dich und ich ruf dich Heilig Abend an.“
Damit war ich nun in der Verantwortung, aber ich war mir sicher,
ich hatte keinen Zweifel.
Heilig Abend… halb neun in Deutschland… klingelt mein
Telefon. „Der Strich ist ganz dünn, aber er ist da!“ Mir fiel ein Stein vom
Herzen und ich freute mich riesig. Sie erzählte ihrer Familie aber noch nichts, da sie erst
noch die Bestätigung vom Arzt wollte. Diese kam nach den Feiertagen prompt und
die Story ging an die Familie raus. Alle freuten sich riesig, denn ihre
Schwester wurde zur gleichen Zeit schwanger.
Mein Orakel-Baby kam gesund und munter zur Welt. Sie ist ein schlaues kleines
Mädchen, wissbegierig und lernt schnell. Der Stolz ihrer Eltern und irgendwie auch
meiner.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen