Sonntag, 3. Juni 2018

Der erste Traum (Teil III)


Es war zwei Tage später, die Beerdigung lag noch vor mir und da träumte ich das erste Mal von ihr. Sie sagte, es ginge ihr jetzt gut, sie hat keine Schmerzen mehr und sie meinte, sie wolle gerne in ihrem weißen Overall beerdigt werden, ich solle das doch bitte ausrichten.

Es war so surreal als ich aufwachte, ich musste wirklich überlegen was das gerade war. Ich war schweißgebadet und erleichtert irgendwie. Ihrer Mutter richtete ich aus, was ich zu sagen hatte, aber sagte ihr nicht woher die Info kam. War mir nicht sicher, ob sie mich nicht für verrückt halten würden.

Wobei mediale Themen in der Familie offen besprochen wurden, die Tante meiner Freundin legt Tarot. Das hatte sie auch ein paar Monate zuvor bei mir getan und mittlerweile kann ich mich auch an die Hauptthemen der Sitzung wieder erinnern. Sie sagte mir damals schon, was ich erst Jahre später erfahren würde – dass ich krank werde, aber damit zu leben lerne und ein großer Mann – ob beruflich erfolgreich oder tatsächlich körperlich gedacht wusste ich nicht – einen großen Anteil an meinem Lebensweg haben würde. Rückblickend betrachtet habe ich wirklich alle Variationen der „großen“ Männer ausgetestet und ich kann verkünden, wirklich jeder hatte einen gewissen Anteil daran, wer ich heute bin, aber keiner ist mir geblieben – außer der Krankheit die mir vorhergesagt wurde: Multiple Sklerose und ja, ich habe gelernt damit zu leben und lerne jeden Tag Neues dazu.

Zurück zu meiner Freundin und den Träumen. Ich nahm sie ja damals in Ihrer Ankündigung wirklich sehr ernst und sprach dann auch vorm zu Bett gehen mit ihr, dass wir uns später doch bitte treffen sollten. Das klappte auch wirklich gut! Ich erfuhr auch noch, wo sie diverse Versicherungsunterlagen verstaut hatte, die ihre Eltern suchten und sie hielt mich auf dem Laufenden was den Kindsvater anging. Einmal fuhr ich in die Arbeit und mir schoss es durch den Kopf, er hat die Kleine nicht zum Besuchstermin ihrer Eltern gebracht. Ich rief sofort ihre Schwester an und fragte nach, es war wahr. Sie waren sehr traurig darüber, dass sie sie nicht sehen durften. Darauf folgte dann noch ein Gerichtsstreit ums Sorgerecht, die Richterin bekannte „der Vater hat auch Rechte“, bekam das Sorgerecht und die Großeltern nur Besuchsrecht. Dass der Kindsvater wenige Monate später straffällig geworden ist und ins Gefängnis musste, änderte leider nichts daran, denn bevor er einfuhr schickte er wiederum seine Eltern mit der Kleinen in ihr Heimatland Kroatien, saß die Strafe hier in Deutschland ab und wurde dann ausgewiesen. Damit war die Kleine für mich außer Reichweite.

Eines nachts träumte ich wieder von meiner Freundin und sie sagte mir, sie ist nicht böse auf mich, weil die Kleine weg ist. Sie wird zurückkommen, wenn sie volljährig ist, weil sie dann wissen wollen wird, wer ihre Mama war und wo sie lebte. Das gab mir Zuversicht und Erleichterung. Ich glaube daran, dass es so sein wird. Meine Freundin verabschiedete sich mit den Gedanken, dass ich noch mehr „wissen“ werde eines Tages und seitdem habe ich nie wieder von ihr geträumt.

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