Sonntag, 31. März 2019

Ich sehe wieder Etwas


Endlich habe ich das Gefühl überwunden, zu fühlen was mein Gegenüber spürt. Ich kann wieder Zuhören, wenn mir jemand sein „Leid“ kundtut, ohne innere Zustände zu bekommen und das Gefühl nachzuempfinden. Die Konditionierung durch die Hypnosetherapie hat geholfen und jetzt wird´s wieder richtig interessant.
Vergangene Woche war für mich so die Probe aufs Exempel – der Teamday. Zwölf Menschen in geschlossener Gesellschaft und man muss sich mehr oder weniger auf diese kleine Gruppe von Menschen konzentrieren. Zuvor hatte ich Bedenken, ob ich das alles verarbeiten kann. Es war jedoch schön und für mich „unbeschwert“.
Bei einer der Gruppenübungen, die unsere Chefin sich überlegt hatte, ging es darum etwas über seinen Sitznachbarn, links und rechts von Einem, zu erzählen – ein Hobby, eine Vorliebe. Nachdem soweit schon alles über Jeden einmal gesagt wurde, probierte ich etwas Anderes aus. Ich sah meinem Nachbarn in die Augen und wartete auf die Gedankenbilder. Sie waren durchaus spezifisch, jedoch nicht zeitnah und lagen viele Jahre zurück. Deswegen nur halbe Treffer.

Dieses Gefühl, wenn die Bilder kommen, lässt sich schwer beschreiben. Man kann es auch nicht erzwingen, entweder kommen sie oder nicht. Wie ich es in Wie funktioniert es bereits versuchte zu erklären/berichtet habe, sind die Bilder einfach da und ich versuche sie dann in Worte auszudrücken, was ich dabei fühle und sie bedeuten könnten.
Ähnlich ging es mir auch am zweiten Tag meiner Reha, die diese Woche gestartet ist. Als ich im Wartebereich auf meine nächste Einheit gewartet habe und mir die Leute so angesehen habe, konnte ich von Einigen auch etwas empfangen. Da ich jedoch die Leute überhaupt nicht kenne, habe ich sie natürlich nicht angesprochen, sonst hätte ich wohl noch eine ganz andere Reha bekommen.
Mittags holte ich mir etwas zu Essen und saß draußen in der Sonne. Eine ältere Dame gesellte sich zu mir und so viel gehörte nicht dazu festzustellen, dass sie auf jemanden wartet. Wir kamen sehr schnell ins Gespräch, es war richtig witzig. Die Bilder, die ich von ihrem Mann wahrnahm über seinen Typ/Vorlieben/Beschäftigungen, verpackte ich in unschuldige Sätze/Erzählungen, um mir eine Bestätigung einzuholen und sie tat es. Es war ein gutes Gefühl und löste in mir eine innere Ruhe aus, die ich schon länger nicht mehr hatte.

Vielleicht, ja vielleicht, bilde ich mir das auch alles nur ein – sicherlich gibt es diese Meinung. Solange es jedoch ein gutes Gefühl, nicht nur bei mir, sondern auch dem Anderen, auslöst und ich vielleicht sogar mal wieder jemandem damit helfen kann – bin ich dankbar dafür, dass ich wieder Etwas sehen kann.