…fliegen da, eindeutig zum Fliegen. Allerdings nicht zu
hoch, bin nicht schwindelfrei. Es hat auch viele Jahre gedauert aber, wenn man
erstmal gelernt hat, seine Träume zu steuern, dann macht das richtig Spaß. So
viele Möglichkeiten ergeben sich dadurch und lassen einen die Alternative zum
richtigen Leben erfahren. Man kann alles sein und tun, was man sich im
richtigen Leben nicht traut oder einfach nicht in der Lage ist zu tun. Ich kann
gar nicht sagen, welche Träume mir die Liebsten sind, denn es gibt so viele. Jedoch
bin ich in keinem davon krank und die ersten drei Sekunden nach dem Aufwachen
bin ich es auch nicht – dann steh ich auf.
Meine Träume oder Wünsche an die Zukunft drehen sich nicht
mehr darum, was ich alles noch erreichen möchte. Es sind vielmehr Fragen, was
werde ich noch tun können und vor allem wie? Damit setzt sich wohl niemand gern
auseinander, aber es prasselt einfach so auf einen ein und es geht so schnell,
dass man bei dem Tempo gar nicht mehr richtig hinterherkommt. Daher freust du
dich auf jeden Traum, in dem alles anders ist.
Die Träume, die dir die Alternative zu deinem Leben zeigen,
in denen du eine andere Entscheidung in bestimmten Situationen getroffen hast,
können dir helfen zu reflektieren. Findest du die Alternative besser, lern was
draus. Findest du die Alternative bescheiden, fühl dich bestätigt. Aber egal was
die Alternative für dich ist, bereuen solltest du nie! Der Zeitpunkt der Entscheidung
kommt nicht wieder und du kannst ohnehin nichts rückgängig machen, lerne mit
der Konsequenz umzugehen. Leichter gesagt, als getan.
Hätte ich mich vor bald zwanzig Jahren nicht dazu
entschieden, mich Grippeschutzimpfen zu lassen und dadurch diese hochgradige Immunreaktion
meines Körpers ausgelöst, wäre ich dann noch gesund? Diese Entscheidung ist mit
Abstand die Einzige in meinem Leben, die mich wirklich umtreibt. Alle anderen
waren Erfahrungen, um die ich auch in gewisser Weise dankbar bin, die mich ausmachen.
Aber diese eine Sache, die mich nicht nur in der Vergangenheit beeinflusst hat
und meine Zukunft beeinflussen wird, lässt mich nicht aus ihren Krallen.
Da hilft es mir auch nicht wirklich mich daran zu erinnern,
wie ich als Sechsjährige, aufgrund meiner Hüftdysplasie in der Kinderklinik, meiner
Mutter erzählt habe: „Mama, ich will auch so einen tollen roten Rollstuhl
haben, wie das Mädchen dort drüben. Irgendwann werde ich auch so einen haben.“ Auch
wusste ich als Neunjährige bereits, dass MS
nicht für Muskelschwund, sondern für Multiple Sklerose steht und war stolz
drauf, weil ich so schlau war. Ahnte ich als Kind schon was auf mich zu kommt
und es war mir nur nicht bewusst? Hat diese eine Entscheidung dann überhaupt
noch eine Rolle gespielt?
Es hätte nichts geändert, rede ich mir ein. Ich sollte wohl auch
lieber an meine frühkindlichen medialen Fähigkeiten glauben, als irgendeine Entscheidung
zu bereuen und träume weiter davon, einen Sechser im Lotto zu haben oder
Geheimagentin mit besonderen Fähigkeiten zu sein.
Träume um zu Fliegen, lebe um
zu Träumen wie es sein könnte. Wenn du dann mit deiner Träumerei fertig bist,
steh auf, schüttle das Sandmännchen ab und tu was dafür um zumindest die
kleinen Träume zu leben.