Sonntag, 14. April 2019

Parallelwelten


Die Träume sind sehr intensiv und manchmal habe ich das Gefühl, es passiert jetzt – das Leben in einer Parallelwelt. Immer wieder wird es auch in der Wissenschaft thematisiert, dass es parallele Universen gibt und die unterschiedlichsten Versionen eines jeden Lebens dort existieren. Ich möchte sehr gerne daran glauben, dass es dort eine Version von mir gibt, die gesund und glücklich ist.
Jeden Abend freue ich mich darauf und bin gespannt, von welcher Version ich diesmal träume. Bin jedes Mal fasziniert davon zu sehen, wie es hätte sein können, hätte ich mich an einem bestimmten Punkt anders entschieden oder wäre eine Geschichte in meinem Umfeld anders ausgegangen. Immer wenn wir an einen Scheideweg kommen, bei dem es darum geht, wie es weitergeht, verzweigt sich das Geflecht weiter.

Könnte man das bewusste Leben so verändern, dass es in einer der Versionen weiterspielt? Sicherlich nicht, das wäre schon sehr verrückt und zwei Versionen von mir in einer dieser Welten, kann ich der Welt nicht antun. Ich wäre ja auch immer noch ich, mit all den Erfahrungen, die ich mit gewissen Entscheidungen bzw. Wegen gesammelt habe. Das möchte ich nicht missen. Einblicke in die anderen Versionen geben die Träume. Das ist die Schnittstelle, die einen kurz sehen lässt, wie es auch hätte ausgehen können. Klar, man kann dabei auch wehmütig werden oder einfach nur froh, dass man es in seiner Wirklichkeit anders entschieden hat.
Meine unangenehmste Version ist die, dass ich nie von Zuhause ausgezogen bin und immer noch bzw. wieder mit meinen Eltern zusammenwohne – das geht gar nicht! Das lässt mich wieder dankbar werden, dass ich eigenständig lebe und vor allem wohne, mit allem was dazu gehört.
Die spannendste Version ist die in der ich mich für eine Bewerbung beim BND entschieden habe. Als ich mich damals für eine Ausbildung umsah war dies tatsächlich bei mir auf dem Schirm und die Tätigkeit einer Kryptografin hatte mich sehr angesprochen. Mit dieser Version war ich dann eine Agentin mit den tollsten Fähigkeiten, mit denen ich schwierigste Situationen meistern konnte und den bösen Jungs ganz schön eingeheizt habe incl. Waffengebrauch. Das wäre oft ein Drehbuch wert.

Letztlich ist es aber so, ich lebe in dieser Version, ob sie mir gefällt oder nicht. Die Einblicke in die Alternativen sind nur ein kurzer Exkurs. Jede Entscheidung die du triffst hat Konsequenzen und man kann immer sagen, es hätte auch anders kommen können. Bereue nichts und denk einfach dran, in irgendeiner Parallelwelt gibt es eine Version von dir, die vielleicht immer die perfektesten Entscheidungen getroffen hat, aber hätte sie dann auch so viele Erfahrungen gesammelt, um die du heute reicher bist? Das wärst nicht du.

Sonntag, 31. März 2019

Ich sehe wieder Etwas


Endlich habe ich das Gefühl überwunden, zu fühlen was mein Gegenüber spürt. Ich kann wieder Zuhören, wenn mir jemand sein „Leid“ kundtut, ohne innere Zustände zu bekommen und das Gefühl nachzuempfinden. Die Konditionierung durch die Hypnosetherapie hat geholfen und jetzt wird´s wieder richtig interessant.
Vergangene Woche war für mich so die Probe aufs Exempel – der Teamday. Zwölf Menschen in geschlossener Gesellschaft und man muss sich mehr oder weniger auf diese kleine Gruppe von Menschen konzentrieren. Zuvor hatte ich Bedenken, ob ich das alles verarbeiten kann. Es war jedoch schön und für mich „unbeschwert“.
Bei einer der Gruppenübungen, die unsere Chefin sich überlegt hatte, ging es darum etwas über seinen Sitznachbarn, links und rechts von Einem, zu erzählen – ein Hobby, eine Vorliebe. Nachdem soweit schon alles über Jeden einmal gesagt wurde, probierte ich etwas Anderes aus. Ich sah meinem Nachbarn in die Augen und wartete auf die Gedankenbilder. Sie waren durchaus spezifisch, jedoch nicht zeitnah und lagen viele Jahre zurück. Deswegen nur halbe Treffer.

Dieses Gefühl, wenn die Bilder kommen, lässt sich schwer beschreiben. Man kann es auch nicht erzwingen, entweder kommen sie oder nicht. Wie ich es in Wie funktioniert es bereits versuchte zu erklären/berichtet habe, sind die Bilder einfach da und ich versuche sie dann in Worte auszudrücken, was ich dabei fühle und sie bedeuten könnten.
Ähnlich ging es mir auch am zweiten Tag meiner Reha, die diese Woche gestartet ist. Als ich im Wartebereich auf meine nächste Einheit gewartet habe und mir die Leute so angesehen habe, konnte ich von Einigen auch etwas empfangen. Da ich jedoch die Leute überhaupt nicht kenne, habe ich sie natürlich nicht angesprochen, sonst hätte ich wohl noch eine ganz andere Reha bekommen.
Mittags holte ich mir etwas zu Essen und saß draußen in der Sonne. Eine ältere Dame gesellte sich zu mir und so viel gehörte nicht dazu festzustellen, dass sie auf jemanden wartet. Wir kamen sehr schnell ins Gespräch, es war richtig witzig. Die Bilder, die ich von ihrem Mann wahrnahm über seinen Typ/Vorlieben/Beschäftigungen, verpackte ich in unschuldige Sätze/Erzählungen, um mir eine Bestätigung einzuholen und sie tat es. Es war ein gutes Gefühl und löste in mir eine innere Ruhe aus, die ich schon länger nicht mehr hatte.

Vielleicht, ja vielleicht, bilde ich mir das auch alles nur ein – sicherlich gibt es diese Meinung. Solange es jedoch ein gutes Gefühl, nicht nur bei mir, sondern auch dem Anderen, auslöst und ich vielleicht sogar mal wieder jemandem damit helfen kann – bin ich dankbar dafür, dass ich wieder Etwas sehen kann.

Freitag, 4. Januar 2019

Gib der Krankheit einen Namen


´Personifiziere die Krankheit und lerne sie kennen, dann kannst du auch mit ihr umgehen´ – so könnte wohl zusammengefasst werden, was der Konsens bzgl. der MS heute im Vorgespräch zu der Hypnosetherapie war. Diese Krankheit können wir nicht behandeln, die ist einfach da. Aber das ganze Drumherum mit Panikattacken und Ängsten – Halleluja – lässt sich therapieren durch Konditionierung und Programmierung, so nenne ich das mal.
Es kostet wirklich viel Geld so eine Therapiepauschale, aber wenn es mir hilft, ist es gut investiert und der Stundensatz selbst für einen Onkel Doktor relativ niedrig. Das Beste daran: breche ich ab, weil es doch nichts bringt, bekomme ich das restliche Geld wieder zurück. So gesehen eine sichere Sache und wieviel sollte mir meine Lebensqualität wert sein, kann man es überhaupt beziffern?

Gestern habe ich unter anderem mit meinem Lieblingsmenschen bzgl. dieser Sache telefoniert und auf die Frage, wie ich darauf gekommen bin, musste ich zugeben, es war eigentlich nicht meine Idee. Es war eine Eingebung, nur ein Wort das mir eingeflüstert wurde in einem ruhigen Moment zwischen den Jahren – ´Hypnosetherapie`. Wenn ich raten müsste, wer das war, würde ich meine Oma dahinter vermuten. Sie war auch die Eingebung für den Umzug bzw. die Wahl der neuen Wohnung.

Früher habe ich mein Geld für meine Spielsucht quasi beim Fenster rausgeworfen. Das war weit mehr, als was mich die Therapie nun kostet. Diese Ausgaben hatten sich jedoch eher eingeschlichen. Jetzt so viel Geld auf einmal für etwas auszugeben, was ich noch nicht einmal sehen oder greifen kann, löst doch etwas Unwohlsein in mir aus. Oder ist es nur eine List meines inneren Zweiflers, der mich aufhalten will? So könnte ich es mir vorstellen oder besser ihn, meinen Bremser – der Namenlose.

Er, der sich in dir versteckt.
Er, der sich einen Spaß daraus macht, die aufregendsten Dinge zu vereiteln.
Er, mit dem du einfach nicht rechnest.
Er taucht auf und verschwindet, wie es ihm gefällt.
Er ist hartnäckig in seiner Anwesenheit, verrät nicht was ihn antreibt.
Seinen Namen kennst du nicht, kannst ihn nicht benennen.

Ist es vielleicht kein er, sondern eine Sie? Gerade als ich mir diese Frage gestellt habe, drehte sich in mir etwas, als würde er widersprechen. Es ist also ein Er. Seinen Namen kenne ich nicht und ehe mir einer für ihn einfällt, bin ich ihn hoffentlich wieder los.

Das Thema ist schwer mit Jemanden zu besprechen, der es nicht selbst kennt. Verständnis dafür aufzubringen, das weiß ich sicher denn ich kannte dieses Thema früher auch nur vom Hörensagen, ist für Außenstehende nicht einfach. Doch tatsächlich tritt es häufiger auf, als man jemals erfahren wird. Viele sprechen nicht darüber und die, die darüber sprechen, haben bei Zweiflern einen schweren Stand.
Wenn ich reflektiere, warum es bei mir so weit gekommen ist, kann die Antwort nur lauten: ´weil ich es unterschätzt habe, wie meine Erkrankung und Dinge, die damit einhergehen, Einfluss auf mich nehmen´.