Dienstag, 23. Oktober 2018

Guten Freunden gibt man gern ein…


…Danke, für den Beistand, den sie einem unbewusst geben oder gar nicht gewusst haben, wie passend die Störung gerade war.

Es ist zur Zeit etwas verfahren und ich weiß nach wie vor nicht, wie ich mit den Dingen, die aktuell auf mich einprasseln umgehen soll. Dabei ist es interessant, dass sich gerade in diesen Zeiten auf einmal jemand meldet, mit dem ich so gar nicht gerechnet hab und einen aus den trüben Gedanken reißt. 

Eigentlich eine witzige Geschichte, fast so gut wie die Steckdose – mein PC wollte nicht mehr mit meinem Drucker sprechen. Ich bin ein Techniknerd und solch eine Unwegsamkeit bereitet mir bei klarem Verstand sonst keine Probleme. Aber es half alles nichts, mein PC war nicht in der Lage den WLAN-Drucker zu finden – es lag nicht am Drucker, das habe ich mit all meinem anderen Technikspielzeug schon ausgeschlossen.
Da ich emotional aktuell schwierig bin, versetzte mich das in Hysterie und ich wollte den PC am Liebsten aus dem Fenster werfen und dann kam eine Nachricht über Facebook von einem Freund: „Hey du, ich wünsch dir ein schönes erholsames Wochenende – Ich sah auf mein Handy und dachte mir im ersten Moment ´will mich Spirit verarschen´? Aber genau diese irgendwie absurde Nachricht riss mich aus der Verzweiflung und auf meine zunächst spitze Antwort kam Verständnis und Zuspruch auf die witzige Art. Es beruhigte mich und ich konnte das Wochenende tatsächlich noch genießen.

Ähnliches ist gestern geschehen, als ich in der Arbeit am Liebsten in die Tischkante gebissen hätte, weil sich innerlich in mir alles verzerrte. Ich weiß nicht, wie ich es beschreiben kann. Ein Gefühl von Aufruhr und Fluchtinstinkt, alles was in diesem Moment um einen herum passiert, wird wahrgenommen. Jedes noch so kleine Geräusch, Gerüche, Wärme, Kälte, Menschen die sprechen, werden potenziert wahrgenommen. Mir war zum Kotzen übel und ich bekam Kopfschmerzen. Du möchtest dich am liebsten in Embryonalhaltung in die Ecke legen, nichts mehr hören, sehen oder sonst irgendwie wahrnehmen. Das geht aber natürlich nicht. Also versuchst du dich auf deinen Bildschirm und die Aufgabe zu konzentrieren, nebenbei versuchst du dich nicht in die Verzerrung ziehen zu lassen.
Brrr. Brrr. Wieder eine Nachricht, diesmal von meiner Orakel-Baby-Mama (Mein Orakel-Baby), die mich wieder an was Anderes denken lässt und mir so wieder Luft zum Atmen gibt.

Ja, du bist mit vielen Dingen alleine und vieles kann man dir auch nicht abnehmen. Aber wenn du darauf vertraust, werden dir auch Leute zuhören und antworten, mit denen du nicht gesprochen hast. Ich bin davon überzeugt, dass es Energien gibt, die wandern und Verbindungen herstellen zwischen Menschen, die sich nahestehen, ohne einander nahe zu sein. Danke an meine Verbindungen, die mir helfen, ohne es zu wissen…

PS: Als ich mich wieder eingekriegt hatte, habe ich für meinen PC ein USB-Kabel bestellt für die Verbindung zum Drucker. Jetzt dürft ihr raten – genau! Als das Kabel zwei Tage später da war und ich den PC wieder hochfuhr, sowie den Drucker, brauchte ich das Kabel nicht mehr. Der PC hat den Drucker wiedergefunden – so wie ich meinen Verstand.

Mittwoch, 10. Oktober 2018

Nur dreißig Sekunden


Seit ich seit vier Wochen keine Tabletten mehr nehme, um meinen Vogel oder vielmehr die Panik im Zaun zu halten, gibt es nun zwar keine Panik mehr, dafür viele Emotionen. Ich habe es vor knapp einer Woche erst so wirklich wahrgenommen und weiß noch gar nicht so recht, wie ich damit umgehen soll. Anfangs war es nur ein Lied, eine Erinnerung an eine Situation, die mir so leidgetan hat.
„See you again“ ein Lied zum Abschied von Vin Diesel für einem treuen Freund und Mitstreiter aus der Filmserie „The Fast and the Furios“ – Paul Walker, ein toller Mann, der einen wirklich unsagbar schlimmen Tod gestorben ist. Beim Abspann seines letzten Films lief dieses Lied. Ich habe Rotz und Wasser geheult als ich ihn damals im Kino gesehen habe. Dann läuft dieser Song auf dem Nachhauseweg von der Arbeit im Radio und ich muss an dieses Gefühl denken, kann mich gar nicht dagegen wehren und weine einfach drauf los. Oder ich höre von einer herzzerreißenden Geschichte und mir steigen die Tränen in die Augen. Selbst wenn ich nur etwas lese, das annähernd Gefühlsduselig ist, löst es in mir sofort wieder Etwas aus. Im Kontrast dazu merke ich seit ein paar Tagen, wie schnell ich mittlerweile auf hundertachtzig bin. Selbst bei Kleinigkeiten könnte ich schier ausrasten, mit Dingen um mich werfen und schimpfen wie ein Rohrspatz (nichts gegen Vögel).

Sensibel war ich nie wirklich, aber ich nehme meine Umgebung schon immer sehr intensiv wahr, auch die Menschen die mich umgeben. Wenn mir Geschichten erzählt werden über Verletzungen, Operation o.Ä. braucht es nicht viel und ich spüre es. Man nennt das Hypersensibilität, hat mir mein Vogeldoktor gesagt. Dass die Tabletten diese Wahrnehmung oder meine eigenen Emotionen irgendwie gedämpft haben, war mir auch klar. Aber soll es wirklich jetzt so sein? Das ist kaum auszuhalten.
Gestern habe ich mich dabei ertappt, wie ich am liebsten laut geschrien und um mich getreten hätte, weil ich – passt genau auf – im Dunkeln einen Stecker nicht in eine Steckdose einbringen konnte, anstatt dass ich mir einfach ein Licht einschalte. Ich musste mich tatsächlich hinsetzen, tief Durchatmen und mir überlegen ´um was geht es jetzt eigentlich´. Das geht nun schon die ganze Woche so, auch in der Arbeit! Ich muss mir dann immer ins Gedächtnis rufen, dass ich nicht alleine bin und jetzt hier keinen Schreikrampf kriegen kann. Aber ich werde tatsächlich direkter, mehr als sonst – so wie es vor langer Zeit einmal war. So bin ich doch eigentlich nicht mehr oder kommt jetzt Ani 2.0 – noch härter, noch verrückter, noch ungenießbarer? Vielleicht aber einfach nur älter, seltsamer und exzentrischer.
Bei Älteren sagt man doch auch, exzentrisch zu sein ist das neue Cool und im Alter auch gern als schrullig einzuordnen. Das wäre ja dann gar nicht so schlimm. Diese ganzen Gefühle überfordern mich teilweise einfach und ich verzweifle fast an dem Gedanken, ob das jetzt wirklich echt ist was ich fühle oder ob es von äußeren Einflüssen ausgelöst wird und ich sie einfach nur wahrnehme, auf mich projiziere. Wenn die erste Reaktion auf so ein Gefühl mein Gegenüber dann mit einem verbalen Dampfhammer trifft, tut es mir nicht unbedingt in der nächsten Sekunde sofort wieder leid. Es dauert mittlerweile um die dreißig Sekunden bis ich tatsächlich überreiß, was gerade passiert.

Ich habe jetzt einige Nächte darüber geschlafen und nachgedacht. Es ist an der Zeit zu reflektieren, wo ich herkomme, wo ich bin und wo ich hinwill. Nicht um der Vergangenheit nach zu trauern, sondern stolz darauf zu sein, was man geschafft hat. Schätzen zu wissen, was man jetzt hat und mit was es gilt umzugehen. Wieder ein Ziel vor Augen zu haben, auf das man hinarbeiten, für das man Leben will. Ein neuer Faktor wird mich nun dabei begleiten, ob ich will oder nicht – ich bin sensibel, mehr als ich vielen Menschen zeige oder zu zeigen vermag – gib mir dreißig Sekunden Leben, um zu reagieren sonst garantiere ich für Nichts. Mal sehen, ob mich das weiter bringt.