Die Woche begann mit einer beruhigenden Erkenntnis beim
Autofahren. Verlass dich auf Spirit/Destiny und alles ist entspannter. Ich habe
es wirklich die ganze Woche getan und jedes Mal musste ich schmunzeln, war aber
auch ein kleines bisschen stolz auf mich. Denn durch das, was ich tat, erlangte
ich Ruhe. Kein Stress auf dem Weg in die Arbeit oder nach Hause. Ihr fragt euch
sicherlich, was ich meine… Jeder hat es schon einmal erlebt, man fährt los, hat
einen festen Zeitplan und man hasst quasi
jeden anderen Verkehrsteilnehmer, der einen aufhält und davon abhält zur
rechten Zeit, am richtigen Ort, an zu kommen. Dann sieht man seine Chance und
überholt den Schleicher vor sich, fühlt sich wie die Königin oder der König der
Straße, blickt in den Rückspiegel und sieht er/sie biegt einfach ab. Vorbei ist
der Triumph, das am Auspuff nuckeln lassen und es folgt die teilweise
frustrierende Erkenntnis ´ich bin zu alt für diesen Scheiß´.
Diese Woche war es anders. Diese Woche habe ich sie alle
geschlagen. Nicht mit meinem schicken BMW, sondern mit Spirit. Ich ließ mich
von der ersten Sekunde als ich daheim weg fuhr auf sie ein. Achtete auf meine
Umwelt, suchte die Zeichen und beging meinen Weg mit Ruhe und Gelassenheit. Ich
war schneller und vor allem ruhiger in der Arbeit als jemals zuvor. Alle
Schleicher habe ich identifiziert, es war wirklich alles vertreten. Vom Traktor
über den LKW zu dem Menschen, der hinterm Lenkrad sein Leben lassen wird, aber
nicht wegen einem Unfall, sondern wegen dem Zahn der Zeit. Und eins könnt ihr
mir glauben, es ist fast immer irgendwo an der Spitze der Schleicher ein
Polo-Fahrer. Mehr sag ich zu dieser Sorte Mensch nicht und Das meine ich so
süffisant und sarkastisch, wie ich es mir in meiner jahrelangen Erfahrung mit
dieser Spezies, nett auszudrücken vermag.
Kaum hatte ich einen Schleicher vor mir, konzentrierte ich
mich, herauszufinden wann er oder sie wohl endlich die Straße frei gibt. Was
soll ich sagen, meine Trefferquote lag bei neunundneunzig Prozent. Das eine fehlende
Prozent war lediglich ein Kreisverkehr früher oder später auf der Strecke. Die
Bilder schossen mir ein und ich sah sie schon Abbiegen, ehe sie den Blinker
setzten. Ich war stolz wie Oskar und belächelte die, die es gar nicht aushalten
konnten. Wobei ich jedes Mal für diejenigen hoffte, dass der Überholvorgang
kein Desaster auslöst. Alles ging gut und ich hatte freie Fahrt. So darf es
gerne weitergehen.
Sobald ich in der Arbeit war, hat der Alltag wieder Einzug
gehalten und wer mich kennt weiß, dass ich doch manchmal etwas ungehalten
reagiere und dies auch zum Ausdruck bringe. Darauf möchte ich aber jetzt an
dieser Stelle gar nicht hinaus, sondern auf eine witzige Sache, die ich beim
entspannten Guten-Morgen-in-die-Arbeit-Fahren im Radio gehört habe. Demnach ist
das dem-Ärger-Luft-machen sehr gesund, da man es nicht länger in sich
hineinfrisst und dann sowas ekliges wie Magengeschwüre oder so bekommt. Das
hatte ich dann gleich einer lang-lang-langjährigen Kollegin von mir erzählt und
sie hat sich, sagen wir mal, sehr darüber amüsiert. Als ich im Laufe des Tages in
eine Situation gekommen bin, einem spontanem Ärger luftzumachen, fragte sie
mich:
„Ani, was ist denn los, warum schimpfst du denn?“ und ich
sagte:
„Ich schimpfe nicht, ich lebe gesund.“
Aber ich muss zugeben, es ist wie mit gesundem Essen. Nur
gesundes Essen wie Obst und Gemüse, macht auf Dauer nicht satt. Zumindest mich
nicht und es ist auch verdammt anstrengend. Das habe ich zum Ende der Woche
gemerkt. Ausgewogene Ernährung gilt
auch für Emotionen, da hilft auch konstruktive Selbstkritik und mal über sich
selbst zu lachen.
Aber das allerwichtigste diese Woche für mich ist, dass
ich seit zwei Tagen kein Vogelfutter
mehr nehme und es geht mir gut. Meine Kraftsteine haben mir geholfen und vor
allem der Wille, diesen Schmarrn endlich los zu werden und den Schluss daraus
gezogen: ´Du kannst mehr erreichen als du denkst, aber wenn du zu viel denkst,
erreichst du gar nichts´.