Sonntag, 10. Juni 2018

Der Kontakt der alles veränderte


Es ist bald sieben Monate her, als ich in der Arbeit das Team wechselte und mit neuen Kollegen arbeiten durfte, die ich vorher noch nicht kannte, außer vom Sehen. Eine meiner neuen Kolleginnen hatte genauso einen Vogel wie ich. Umso mehr ich von ihr erfuhr, desto sicherer wurde ich mir, dass es hier nicht nur um unser beider beruflichen Tätigkeit geht, sondern ich noch eine andere Aufgabe bei ihr habe. 

Seine eigenen Ängste zu überwinden und ihnen zu trotzen, um sein Leben wieder zu bekommen, ist ein harter Kampf. Diesen alleine kämpfen zu müssen, weiß ich aus eigener Erfahrung, ist nicht einfach und braucht viel Kraft. An manchen Tagen weiß man gar nicht, wo man anfangen und ob man überhaupt aufstehen soll. Man kneift die Arschbacken zusammen, macht sich fertig und setzt sich ins Auto. Jeder Meter weiter weg von Zuhause löst eine leichte innere Unstimmigkeit aus und man denkt sich: „Wenn ich jetzt umdrehe, bin ich gleich wieder Zuhause.“ Sobald die halbe Strecke überwunden ist, lässt das ungute Gefühl im Bauch langsam nach und im Kopf spielt sich ein Film ab vom Rest des Weges. „Gleich bin ich da und sicher.“ Angekommen denkt man sich nur, wie dämlich diese Gedanken mal wieder waren und dass doch jeden Morgen so ist und wie immer alles gut gegangen ist. Mit der Zeit hatte ich den Dreh raus und wusste, wie ich mich selbst überlisten konnte. Meine Kollegin stand da noch ganz am Anfang, aber sie hat einen starken Willen und stellt sich selbst immer wieder neuen Herausforderungen in Sachen verlassen der Wohlfühlzone.

Eines Morgens stand ich im Bad und machte mich gerade fertig, als ich eine Präsenz war nahm. Nicht wirklich körperlich, ich sah auch keine Geister – es war vielmehr ein Gefühl und Worte, die sich in meinem Kopf zu Gedanken und ganzen Sätzen verbanden – wie ein Traumbild. Ich spürte eine Vaterfigur und er gab mir auch gleich einen Bezug zu meiner Kollegin mit einer Botschaft für sie. Das kam mir alles so bescheuert vor, dass ich erstmal nur drüber schmunzelte, das habe ich ja noch nie erlebt zuvor. Im Traum okay, wenn ich wach war, hatte ich zwar schon mal hier und da so „Eingebungen“, die waren jedoch unspezifisch und daher hatte ich sie immer als Gedankensalat abgestempelt. So tat ich es auch hier und machte mich auf den Weg in die Arbeit.

Während der Vater wurde diese Präsenz immer eindringlicher und war schon richtig lästig. Wir führten ein Art Zwiegespräch, er in meinen Gedanken und ich sprach es laut aus. Wenn mich dabei jemand gehört hätte, der hätte sich sicherlich kaputtgelacht. „Sei nicht so lästig. Wie soll ich ihr das denn beibringen. Ich weiß ja nicht mal wer du bist.“ Dazu sollte ich sagen, dass ich meine Kollegin noch nicht wirklich gut kannte oder ihren familiären Hintergrund, deswegen war ich auch äußerst vorsichtig bei sowas. Ich hörte in meinem Kopf immer wieder, Vater und ich soll ihr was ausrichten. Wir diskutierten so hin und her, damit ich mehr Informationen bekam, auch für mich selbst um zu erfahren, wie wahr das alles ist. „Okay, ich rede mit ihr. Voraussetzung ist jedoch, dass mein Parkplatz bei Bäcker frei ist und ich uns beiden einen Kaffee mitbringen kann. Wenn du das schaffst, spreche ich sofort mit ihr.“

Siehe da, der Parkplatz war tatsächlich frei und sie ist genau wie ich ein Fan von Latte to Go, also holte ich uns jeweils einen. In der Arbeit angekommen, war sie gerade im Kundengespräch, ich stellte ihr den Kaffee also hin und deutete ihr, dass wir uns dann kurz unterhalten sollten. Sie nickte und es dauerte nicht lang, dann war sie frei und kam zu mir.
„Womit habe ich denn den Kaffee verdient?“ fragte sie freudestrahlend.
„Ich muss dir kurz etwas sagen, aber bitte setz dich und hör mir erstmal einfach kurz zu.“
„Okay, jetzt bin ich aber gespannt.“ Ich kann mich nicht mehr ganz genau an meine Worte erinnern, aber es begann in etwa so: „Als ich mich heute früh im Bad fertiggemacht hatte, bekam ich Besuch von einem Verstorbenen. Er ist vor seiner Zeit gestorben und eine Vaterfigur für dich. Ich soll dir ausrichten, wenn du im Auto sitzt und Angst hast, er ist da und begleitet dich. Hab keine Angst vor dem Gefühl, er ist auch ein bisschen dafür verantwortlich und er will sich entschuldigen, dass er in deinen jungen Jahren nicht für dich da war. Aber jetzt ist er da, weil du auch selbst Mutter bist, er passt auf dich, auf euch auf.“ Nach dem letzten Satz schluckte ich, denn ich sah wie ihr die Tränen in die Augen stiegen und mein Herz klopfte, denn entweder sagte sie jetzt, es ist totaler Blödsinn was ich sage oder ich hatte Recht und davor hatte ich großen Respekt.

„Das ist mein Vater, er ist sehr jung gestorben. Wie…“ Nun machte der Subtext, der der Nachricht beiwohnte, noch mehr Sinn. Die Entschuldigung, die ich überbringen sollte, die Verantwortung die er übernimmt für die Vergangenheit. Sie erzählte mir einiges über ihren Vater und wie doch oft schwierig das Familienleben war. Aber eine Erzählung ihrerseits flößte mir richtig Respekt ein: „Immer wenn mein Vater mit mir reden wollte, stellte er mir eine Tasse Kaffee hin und sagte ´wir müssen reden´, so wie du es heute getan hast.“ Es gab noch mehr Details, aber diese sind sehr persönlich und daher möchte ich hier nicht weiter darauf eingehen.

Das war mein erster Jenseitskontakt in wachem Zustand, der überhaupt gar nichts mit meiner Person zu tun hatte. Ich sollte nur eine Botschaft überbringen und diese Botschaft hat ihr viel bedeutet, wie sie mir sagte. Es war ein gutes Gefühl damit etwas Gutes getan zu haben und ich beschloss nun auf die „Reise“ zu gehen, um mehr zu erfahren. Zu erfahren wie das funktioniert und warum es mir passiert. Letzteres ist wahrscheinlich etwas müßig, da das wohl keiner so genau sagen kann. Aber wenn ich damit Menschen helfen kann, dann will ich meine medialen Fähigkeiten weiterentwickeln und die Welt von Einzelnen ein kleines Stückchen besser machen.

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