Es ist bald sieben Monate her, als ich in der Arbeit das
Team wechselte und mit neuen Kollegen arbeiten durfte, die ich vorher noch
nicht kannte, außer vom Sehen. Eine meiner neuen Kolleginnen hatte genauso
einen Vogel wie ich. Umso mehr ich von ihr erfuhr, desto sicherer wurde ich
mir, dass es hier nicht nur um unser beider beruflichen Tätigkeit geht, sondern
ich noch eine andere Aufgabe bei ihr habe.
Seine eigenen Ängste zu überwinden und ihnen zu trotzen,
um sein Leben wieder zu bekommen, ist ein harter Kampf. Diesen alleine kämpfen
zu müssen, weiß ich aus eigener Erfahrung, ist nicht einfach und braucht viel
Kraft. An manchen Tagen weiß man gar nicht, wo man anfangen und ob man
überhaupt aufstehen soll. Man kneift die Arschbacken zusammen, macht sich
fertig und setzt sich ins Auto. Jeder Meter weiter weg von Zuhause löst eine
leichte innere Unstimmigkeit aus und man denkt sich: „Wenn ich jetzt umdrehe,
bin ich gleich wieder Zuhause.“ Sobald die halbe Strecke überwunden ist, lässt
das ungute Gefühl im Bauch langsam nach und im Kopf spielt sich ein Film ab vom
Rest des Weges. „Gleich bin ich da und sicher.“ Angekommen denkt man sich nur,
wie dämlich diese Gedanken mal wieder waren und dass doch jeden Morgen so ist
und wie immer alles gut gegangen ist. Mit der Zeit hatte ich den Dreh raus und
wusste, wie ich mich selbst überlisten konnte. Meine Kollegin stand da noch
ganz am Anfang, aber sie hat einen starken Willen und stellt sich selbst immer
wieder neuen Herausforderungen in Sachen verlassen der Wohlfühlzone.
Eines Morgens stand ich im Bad und machte mich gerade
fertig, als ich eine Präsenz war nahm. Nicht wirklich körperlich, ich sah auch
keine Geister – es war vielmehr ein Gefühl und Worte, die sich in meinem Kopf
zu Gedanken und ganzen Sätzen verbanden – wie ein Traumbild. Ich spürte eine
Vaterfigur und er gab mir auch gleich einen Bezug zu meiner Kollegin mit einer
Botschaft für sie. Das kam mir alles so bescheuert vor, dass ich erstmal nur
drüber schmunzelte, das habe ich ja noch nie erlebt zuvor. Im Traum okay, wenn
ich wach war, hatte ich zwar schon mal hier und da so „Eingebungen“, die waren
jedoch unspezifisch und daher hatte ich sie immer als Gedankensalat
abgestempelt. So tat ich es auch hier und machte mich auf den Weg in die
Arbeit.
Während der Vater wurde diese Präsenz immer eindringlicher
und war schon richtig lästig. Wir führten ein Art Zwiegespräch, er in meinen
Gedanken und ich sprach es laut aus. Wenn mich dabei jemand gehört hätte, der
hätte sich sicherlich kaputtgelacht. „Sei nicht so lästig. Wie soll ich ihr das
denn beibringen. Ich weiß ja nicht mal wer du bist.“ Dazu sollte ich sagen,
dass ich meine Kollegin noch nicht wirklich gut kannte oder ihren familiären
Hintergrund, deswegen war ich auch äußerst vorsichtig bei sowas. Ich hörte in
meinem Kopf immer wieder, Vater und ich soll ihr was ausrichten. Wir
diskutierten so hin und her, damit ich mehr Informationen bekam, auch für mich
selbst um zu erfahren, wie wahr das alles ist. „Okay, ich rede mit ihr. Voraussetzung
ist jedoch, dass mein Parkplatz bei Bäcker frei ist und ich uns beiden einen
Kaffee mitbringen kann. Wenn du das schaffst, spreche ich sofort mit ihr.“
Siehe da, der Parkplatz war tatsächlich frei und sie ist
genau wie ich ein Fan von Latte to Go, also holte ich uns jeweils einen. In der
Arbeit angekommen, war sie gerade im Kundengespräch, ich stellte ihr den Kaffee
also hin und deutete ihr, dass wir uns dann kurz unterhalten sollten. Sie
nickte und es dauerte nicht lang, dann war sie frei und kam zu mir.
„Womit habe ich denn den Kaffee verdient?“ fragte sie
freudestrahlend.
„Ich muss dir kurz etwas sagen, aber bitte setz dich und
hör mir erstmal einfach kurz zu.“
„Okay, jetzt bin ich aber gespannt.“ Ich kann mich nicht
mehr ganz genau an meine Worte erinnern, aber es begann in etwa so: „Als ich
mich heute früh im Bad fertiggemacht hatte, bekam ich Besuch von einem
Verstorbenen. Er ist vor seiner Zeit gestorben und eine Vaterfigur für dich. Ich
soll dir ausrichten, wenn du im Auto sitzt und Angst hast, er ist da und
begleitet dich. Hab keine Angst vor dem Gefühl, er ist auch ein bisschen dafür
verantwortlich und er will sich entschuldigen, dass er in deinen jungen Jahren
nicht für dich da war. Aber jetzt ist er da, weil du auch selbst Mutter bist,
er passt auf dich, auf euch auf.“ Nach dem letzten Satz schluckte ich, denn ich
sah wie ihr die Tränen in die Augen stiegen und mein Herz klopfte, denn
entweder sagte sie jetzt, es ist totaler Blödsinn was ich sage oder ich hatte
Recht und davor hatte ich großen Respekt.
„Das ist mein Vater, er ist sehr jung gestorben. Wie…“ Nun machte der Subtext, der der Nachricht beiwohnte,
noch mehr Sinn. Die Entschuldigung, die ich überbringen sollte, die
Verantwortung die er übernimmt für die Vergangenheit. Sie erzählte mir einiges
über ihren Vater und wie doch oft schwierig das Familienleben war. Aber eine
Erzählung ihrerseits flößte mir richtig Respekt ein: „Immer wenn mein Vater mit
mir reden wollte, stellte er mir eine Tasse Kaffee hin und sagte ´wir müssen
reden´, so wie du es heute getan hast.“ Es gab noch mehr Details, aber diese
sind sehr persönlich und daher möchte ich hier nicht weiter darauf eingehen.
Das war mein erster Jenseitskontakt in wachem Zustand, der
überhaupt gar nichts mit meiner Person zu tun hatte. Ich sollte nur eine
Botschaft überbringen und diese Botschaft hat ihr viel bedeutet, wie sie mir
sagte. Es war ein gutes Gefühl damit etwas Gutes getan zu haben und ich
beschloss nun auf die „Reise“ zu gehen, um mehr zu erfahren. Zu erfahren wie
das funktioniert und warum es mir passiert. Letzteres ist wahrscheinlich etwas
müßig, da das wohl keiner so genau sagen kann. Aber wenn ich damit Menschen
helfen kann, dann will ich meine medialen Fähigkeiten weiterentwickeln und die
Welt von Einzelnen ein kleines Stückchen besser machen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen