Samstag, 15. September 2018

Ausgewogene Ernährung für Emotionen


Die Woche begann mit einer beruhigenden Erkenntnis beim Autofahren. Verlass dich auf Spirit/Destiny und alles ist entspannter. Ich habe es wirklich die ganze Woche getan und jedes Mal musste ich schmunzeln, war aber auch ein kleines bisschen stolz auf mich. Denn durch das, was ich tat, erlangte ich Ruhe. Kein Stress auf dem Weg in die Arbeit oder nach Hause. Ihr fragt euch sicherlich, was ich meine… Jeder hat es schon einmal erlebt, man fährt los, hat einen festen Zeitplan und man hasst quasi jeden anderen Verkehrsteilnehmer, der einen aufhält und davon abhält zur rechten Zeit, am richtigen Ort, an zu kommen. Dann sieht man seine Chance und überholt den Schleicher vor sich, fühlt sich wie die Königin oder der König der Straße, blickt in den Rückspiegel und sieht er/sie biegt einfach ab. Vorbei ist der Triumph, das am Auspuff nuckeln lassen und es folgt die teilweise frustrierende Erkenntnis ´ich bin zu alt für diesen Scheiß´.

Diese Woche war es anders. Diese Woche habe ich sie alle geschlagen. Nicht mit meinem schicken BMW, sondern mit Spirit. Ich ließ mich von der ersten Sekunde als ich daheim weg fuhr auf sie ein. Achtete auf meine Umwelt, suchte die Zeichen und beging meinen Weg mit Ruhe und Gelassenheit. Ich war schneller und vor allem ruhiger in der Arbeit als jemals zuvor. Alle Schleicher habe ich identifiziert, es war wirklich alles vertreten. Vom Traktor über den LKW zu dem Menschen, der hinterm Lenkrad sein Leben lassen wird, aber nicht wegen einem Unfall, sondern wegen dem Zahn der Zeit. Und eins könnt ihr mir glauben, es ist fast immer irgendwo an der Spitze der Schleicher ein Polo-Fahrer. Mehr sag ich zu dieser Sorte Mensch nicht und Das meine ich so süffisant und sarkastisch, wie ich es mir in meiner jahrelangen Erfahrung mit dieser Spezies, nett auszudrücken vermag.

Kaum hatte ich einen Schleicher vor mir, konzentrierte ich mich, herauszufinden wann er oder sie wohl endlich die Straße frei gibt. Was soll ich sagen, meine Trefferquote lag bei neunundneunzig Prozent. Das eine fehlende Prozent war lediglich ein Kreisverkehr früher oder später auf der Strecke. Die Bilder schossen mir ein und ich sah sie schon Abbiegen, ehe sie den Blinker setzten. Ich war stolz wie Oskar und belächelte die, die es gar nicht aushalten konnten. Wobei ich jedes Mal für diejenigen hoffte, dass der Überholvorgang kein Desaster auslöst. Alles ging gut und ich hatte freie Fahrt. So darf es gerne weitergehen.

Sobald ich in der Arbeit war, hat der Alltag wieder Einzug gehalten und wer mich kennt weiß, dass ich doch manchmal etwas ungehalten reagiere und dies auch zum Ausdruck bringe. Darauf möchte ich aber jetzt an dieser Stelle gar nicht hinaus, sondern auf eine witzige Sache, die ich beim entspannten Guten-Morgen-in-die-Arbeit-Fahren im Radio gehört habe. Demnach ist das dem-Ärger-Luft-machen sehr gesund, da man es nicht länger in sich hineinfrisst und dann sowas ekliges wie Magengeschwüre oder so bekommt. Das hatte ich dann gleich einer lang-lang-langjährigen Kollegin von mir erzählt und sie hat sich, sagen wir mal, sehr darüber amüsiert. Als ich im Laufe des Tages in eine Situation gekommen bin, einem spontanem Ärger luftzumachen, fragte sie mich:
„Ani, was ist denn los, warum schimpfst du denn?“ und ich sagte:
„Ich schimpfe nicht, ich lebe gesund.“
Aber ich muss zugeben, es ist wie mit gesundem Essen. Nur gesundes Essen wie Obst und Gemüse, macht auf Dauer nicht satt. Zumindest mich nicht und es ist auch verdammt anstrengend. Das habe ich zum Ende der Woche gemerkt. Ausgewogene Ernährung gilt auch für Emotionen, da hilft auch konstruktive Selbstkritik und mal über sich selbst zu lachen.

Aber das allerwichtigste diese Woche für mich ist, dass ich seit zwei Tagen kein Vogelfutter mehr nehme und es geht mir gut. Meine Kraftsteine haben mir geholfen und vor allem der Wille, diesen Schmarrn endlich los zu werden und den Schluss daraus gezogen: ´Du kannst mehr erreichen als du denkst, aber wenn du zu viel denkst, erreichst du gar nichts´.

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