„Genau daran habe ich auch gerade gedacht.“ Diesen Satz
kennt sicherlich jeder von uns, aber warum ist das so? Es gibt sicherlich ganz
viele vernünftige Ideen dazu und trotzdem wird man es nie wirklich erklären
können, außer man „glaubt“. Aber an was? Ist es Medialität, die in jedem von
uns steckt oder eine unterbewusste Manipulation, der man erliegt aufgrund der
Einflüsse, denen man gerade ausgesetzt ist?
Es passiert mir sehr oft mittlerweile, dass ich an etwas
denke und jemand anderes sagt es dann oder anders herum. Oder ich sehe jemanden
an, weiß genau an was er/sie gerade denkt und spreche es einfach aus. Mittlerweile bin ich mir nicht mehr allzu
sicher, dass das „Hellhören“ ist, vielleicht ist es auch nur ganz lapidares
Profiling. Also das, was ich wahrnehme, wenn ich mir Mimik, Gestik, das drum
herum ansehe und den Menschen kenne. Analytische Fähigkeiten könnten demnach
ganz simpel dazu führen, zu „wissen“ was der Andere denkt.
Doch was, wenn einem das passiert, wenn man mit der Person
gar nicht zusammen ist, weil man vielleicht gerade nur telefoniert – was ist es
dann? Ich mache meinen Job schon ein paar Jahre und ich kann sagen, man hört es
schon an der Begrüßung, welche Absichten die Person am anderen Ende des
Telefons hegt. „Ein Blick sagt mehr als tausend Worte“ – völliger Quatsch,
besser sollte es dann doch heißen: „Ein Wort sagt mehr, als du mit tausendmal
hinsehen, jemals erfassen kannst.“ Sowas nennt sich Menschenkenntnis – ganz so
einfach ist es aber auch wieder nicht. Konzentriert man sich auf eines der
Dinge mehr, als auf das Andere, übersieht man oft Einiges und täuscht sich
oftmals in der Wahrnehmung des Anderen. Daher bin ich auch der Auffassung,
jeder Mensch verdient eine zweite Chance, den ersten Eindruck zu widerlegen
oder zu bestätigen. Das hat wirklich nichts mit Medialität zu tun, sondern
damit ob ich mich von ersten Eindrücken manipulieren lassen oder eben nicht.
Dann gibt es aber noch die Szenen, bei denen man Menschen
begegnet, bekannt oder unbekannt spielt dabei keine Rolle. Man steht hinter
ihnen an der Kasse, arbeitet mit ihnen zusammen. Auf einmal hat man ein
komisches Gefühl, man fühlt etwas das nicht zu einem Selbst gehört. Wenn man
mutig genug ist, fängt man ein Gespräch an, um irgendwie herauszufinden ob es
ihre/seine Gefühle sind oder ob man doch mal zum Meisendoktor gehen sollte.
Das hat was von Memory spielen, man hat ein Gefühl und
muss jetzt das andere Teil dazu finden, damit es einen Sinn ergibt. Manchmal
habe ich dieses Gefühl so intensiv, dass es schon fast weh tut, lässt sich
schwer beschreiben. Schlaue Bücherschreiber nennen das „Hellfühlen“. Was ja in
sich ein schräger Begriff dafür ist, denn dieses Gefühl ist nicht immer „hell“,
manchmal ist es verdammt „dunkel“, auch weil der Andere gar nicht will, dass
das jemand mitbekommt. Da habe ich schon schräge Sachen erlebt. Da ich ja mutig
bin, spreche ich auch mal Menschen darauf an.
Eine Geschichte fällt mir dazu ein, die ist auch noch gar
nicht so lange her. Ich habe einmal in der Woche einen Termin bei der
Physiotherapie. Den Inhaber kenne ich jetzt seit ich hier wohne und seine
Praxis besuche. Habe ihm auch beruflich in einigen Dingen schon helfen können
und jedes Mal wenn ich bei ihm war, hatte ich das Gefühl, irgendwas bedrückt
ihn. Angesprochen habe ich ihn darauf aber nicht, das wäre echt schräg gewesen,
dachte ich. Dieses Gefühl ging aber nie weg und manifestierte sich auch langsam
in meinem Kopf und irgendwann fühlte ich eine Präsenz neben ihm, die mich
fortan jedes Mal drängte, ihm etwas auszurichten. Das war wirklich schräg.
Einmal ergab sich dann die Gelegenheit, dass wir auf das Thema Medialität
kamen. Er kennt ja doch viele Leute aufgrund der Praxis und ich erhoffte mir,
dass er vielleicht auch jemanden kennt, der sich für diese Themen um Medien
interessiert. Wir haben uns kurz ausgetauscht und da merkte ich, okay – er könnte
das gut verdauen und vielleicht auch glauben.
Als ich ihm sagte, ich solle ihm etwas ausrichten, wollte
er allerdings erst noch nichts davon hören, es war ihm unheimlich. Ich behielt
es also für mich bot aber an, wenn er es vor Neugierde nicht mehr aushielte,
darf er sich gerne melden. Mein Bauchgefühl wurde daraufhin etwas leichter und
nun war er am Zug. Er hielt sich gut zwei Wochen so, dann wollte er es wissen.
„Du hattest wohl darum gebetet zu erfahren, ob es richtig
ist, was du hier machst. Mit der Praxis, dem Hauskauf etc. Ich soll dir nun ausrichten,
es ist richtig und du hast jemanden der stolz auf dich ist, was du hier aus dem
Haus machst.“ Ich beschrieb sie als Mütterchen, eine süße ältere kleine Dame
mit blondem hochgesteckten Haar. Die liebe Oma von Nebenan, von der man Kaffee
und Kuchen bekommt. Sie könnte Charlotte heißen, aber da bin ich mir nicht zu
Hundertprozent sicher. Der Name tauchte nur immer wieder im Kontext auf. Naja,
auf meine Ausführung hin reagierte er unendlich erleichtert, er hatte schon
Angst, es wäre ein böser Geist und er hatte tatsächlich nach einer Art Zeichen
gefragt bzw. sich manchmal gefragt, ob das schon richtig ist, was er hier tut. Er
kann mit meiner Beschreibung der Wesenheit persönlich keinen Bezug herstellen,
es könnte jedoch sein, dass es die ehemalige Besitzerin ist. Vielleicht finden
wir ja noch Fotos von früher und ich erkenne sie wieder. Und jetzt die
Gretchenfrage: Was war das – Medialität oder Manipulation?
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