Die letzten Tage waren anstrengend für mich, es gab viel
nachzudenken, über mich selbst zu erfahren und zu reflektieren. Der Besuch
meines Orakel-Babys am Wochenende hat mir sehr gut getan. Sie ist so
unbeschwert und neugierig auf alles, was sich greifen oder lernen lässt. Da
wird man schon ein bisschen neidisch, wenn man bedenkt, womit man sich als
Erwachsener rumschlagen muss… ein
Wildunfall ist dagegen wohl eher eine Kleinigkeit. War aber tatsächlich für
mich ein Moment, inne zu halten und viel zu viel nachzudenken.
Der Unfall hat mich etwas außer Gefecht gesetzt, nach einer
Woche bin ich nun wieder in der Arbeit und froh drum, denn die Auszeit war
definitiv zu lang. Habe zwar noch ein wenig Schmerzen, aber das kommt vom Sitzen,
das wird der Physiotherapeut richten. Naiver weise bin ich ja schon bissel
froh, dass ich die Rückenmuskeln spüre, das heißt nämlich, ich habe welche. Immer
das Positive sehen.
Die Tage der Auszeit habe ich auch dafür genutzt, meine
gesundheitlichen Möglichkeiten zu überdenken. Unterstützung durch die
Rentenversicherung bei der Rehabilitation, dazu gehört auch der behindertengerechte
Umbau des Autos, sollte es erforderlich sein. Eine Orthopädische Unterstützung,
welche sich Orthese nennt, damit meine Fußhebeschwäche kompensiert werden kann,
konnte ich ebenfalls ausfindig machen. Vielleicht könnte ich damit einfach mal
wieder unbeschwert über einen Flohmarkt schlendern. Bin auch öfter spazieren
gegangen, nicht lang oder weit, aber ein bisschen. Dafür brauch ich zwar bereits
einen Gehstock, aber immerhin weiß ich jetzt eine kurze Strecke, die ich gehen
kann ohne Totalausfälle des rechten Beins. Zumindest schaffe ich es wieder bis
nach Hause, ehe es soweit kommt. Dann brauch ich erstmal eine gute Pause.
In diesem Zusammenhang hatte ich dann auch den Anflug, ich
bräuchte ein anderes Auto. Weg von meinem geliebten BMW, hin zu einem
Mittelklasse-SUV, damit ich höher einsteigen kann usw. Der Leihwagen war
schuld, denn das war so ein Auto.
Dieses Gefühl oder der Gedanke daran, war für mich aber
tatsächlich keine gute Idee. Innerlich war ich sehr aufgewühlt deswegen, denn
ich empfinde es doch irgendwie als Resignation, wenn ich mir das nun auch noch
von meiner Krankheit nehmen lassen würde, die freie Wahl. Dachte aber, es wäre vernünftiger
und hatte deshalb auch schon alles im Kopf durchgespielt. Doch heute kam mein
Auto aus der Werkstatt und ich war so glücklich. Die ganzen schlechten Gefühle
waren weg, ich fuhr mit ihm in die Arbeit und wusste genau, was ich tun werde: `Scheiß
auf die Krankheit, ich behalt mein Auto`.
Was ich auch noch erzählen wollte, eine wirklich süße
Geschichte. Nach dem Unfall war ich ja äußerst enttäuscht über unsere Gesellschaft,
da viele einfach nicht mehr auf andere achten. So wurde ich ein paar Tage
später im Gegenzug positiv überrascht und ich bin richtig froh darüber, dass
ich das erleben durfte.
Ich habe ja schon von diesem kleinen Mädchen erzählt, dem
ich beim Einkaufen ein Mädchen-Kinder-Heft spendiert habe (Entscheidung I). Kann mich noch wie
gestern an ihr Strahlen erinnern und an ihre Mutter – zauberhaft. Auf jeden
Fall war ich in den Tagen der Auszeit mal wieder in diesem Laden, bei uns im
Ort, einkaufen und stand gerade an der Kasse. Da waren zwei Jungen, vielleicht
elf oder zwölf, voll im Herbstferienmodus und haben ein paar typische
Kleinigkeiten einkaufen wollen, was zum Trinken und zum Essen/Naschen. Beim Kassieren
stellten die Kinder dann fest, sie hatten nicht genug Geld dabei und die
Kassiererin fragte die Jungs dann, auf was sie denn verzichten konnten. Sie
sahen sich etwas verzweifelt gegenseitig an und wussten grad gar nicht, wie sie
mit der Situation umgehen sollten. Hinter mir stand eine andere Frau, die auch
in dem Geschäft arbeitet und privat einkaufen war, und fragte dann, um wieviel
es geht.
„57 Cent.“ Sagte die Kassiererin.
„Ach, komm, das schenk ich euch“ kam wie aus der Pistole
geschossen. Die Jungs strahlten über beide Ohren und bedankten sich, fragten wie
sie ihr das Geld später wiedergeben könnten. „Ist ein Geschenk. Jeden Tag eine
gute Tat.“
Genau das war der Satz, den ich damals zu dem Mädchen gesagt
habe und ich strahlte über beide Ohren. Ich zollte ihr meinen Respekt und sagte
ihr, dass ich das einfach klasse finde.
Das, was man Kindern neiden könnte, die Unbeschwertheit zu Beginn
des Lebens – wird durch die Erfahrung aufgewogen, die man Ihnen als Erwachsener
weitergeben kann. Ich hoffe wirklich, dass sich unsere Kinder solche Gesten zu eigen machen und diese als
Erwachsene ebenfalls weitergeben. Jeden Tag eine gute Tat!
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